Am 23.11.2018 präsentierten der Bezirk Pankow, der Senat und der Investor Krieger auf der von der BVV beschlossenen Informationsveranstaltung wieder einmal Ihre Abstimmungsergebnisse. Grundlage ist die im Frühjahr 2018 zwischen den drei Akteuren vereinbarte Interessensbekundung (LOI). Diesmal sollen sich die Kräne schon 2021 drehen – und vorher die Bürgerinnen beteiligt werden.
Wie der Investor Kurt Krieger auf der Veranstaltung am 23.11.2018 betonte, wird das Projekt durch vier Bausteine charakterisiert: Wohnungen, soziale Infrastruktur, Verkehr und Einzelhandel. Hier gibt’s nun in den Überblick was sich gegenüber dem Stand Februar 2017 geändert hat.
Einkaufszentrum und Fachmärkte
- 25.000 m² Verkaufsfläche sind für den Einzelhandel zwischen dem S-Bahnhof Pankow und der verlängerten Neumannstraße vorgesehen (Mittelfläche B). Dort sollen auch 1.000 Pkw-Stellplätze, davon 200 kostenpflichtige P+R-Stellplätze, entstehen.
Auch Flächen für Gastronomie und Entertainment sind in diesem Bereich geplant. - 50.000 m² Verkaufsfläche mit maximal 450 Pkw-Stellplätzen sind für ein Möbelhaus westlich der Prenzlauer Promenade vorgesehen (Mittelfläche E).
- Der Einzelhandel und das Möbelhaus sollen direkt mit einer Straße an die Prenzlauer Promenade angebunden werden.
Wohnraumbebauung
Die Zahl der geplanten Wohnungen hat sich gegenüber dem letzten Stand verdoppelt. Waren damals 1.000 Wohnungen geplant, sollen nun 2.000 Wohnungen entstehen. Auch der Anteil der geplanten mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungen ist von 25 % auf 30 % gestiegen:
- Um die 500 Wohnungen sollen zwischen dem Bahnhof Pankow und der verlängerten Neumannstraße (Mittelfläche B) entstehen (“anspruchsvolles urbanes Stadtquartier”).
- Mindestens weitere 1.500 Wohnungen sollen auf der Mittelfläche C (“urbanes und sozial gemischtes Wohnquartier”).
- Wohnungen für 6,50 Euro Nettokaltmiete: Nach dem aktuellen Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung werden 30 % der Wohnungen als mietpreis- und belegungsgebundener Wohnungsbau realisiert.
- Eigentumswohnungen: Auf die Frage eines Bürgers, ob denn ausschließlich Mietwohnungen oder ob auch Eigentumswohnungen geplant seien, antwortete Krieger ausweichend, dass das erst noch im Rahmen des zukünftigen Verfahrens festgelegt würde.
Soziale Infrastruktur
- Statt zwei nur noch eine Schule: Ursprünglich wurden zwei Schulen geplant, die auch dringend benötigt werden.
- Keine Schule am S-Bahnhof Pankow: Machbarkeitsstudien durch das Bezirksamt Pankow haben jedoch ergeben, dass der geplante Grundschulstandort auf der Westfläche A mit “noch nicht abschließend kalkulierbaren Kostenrisiken verbunden ist” und daher nicht weiter verfolgt wird. Der Bericht des Bezirksamtes führt weiter fort: “Zudem ist für die Realisierung einer Grundschule am Weststandort ein Bebauungsplanverfahren erforderlich, weshalb eine kurzfristige Umsetzung nicht möglich ist.”
- Keine Schule am S-Bahnhof Heinersdorf: Auch die Schule auf dem ursprünglich geplanten Standort östlich der Autobahnbrücke auf dem Gelände der Lokschuppen (Ostfläche F) wird nicht realisiert. Das Bezirk führt hierzu aus, dass der Standort “für eine Nutzung als Schulstandort aufgrund der flächenmäßigen Einschränkung durch die erforderliche Erschließung und die beabsichtigte Nachnutzung des Denkmalbestands ungeeignet” ist.
- Neuer Standort der Schule: Der übrig gebliebene Schulstandort befindet sich nun auf der Mittelfläche D. Hier soll auf 11.000 m² eine mindestens dreizügige Grundschule entstehen.
- Gemeinschaftsschulstandort: Die Pankower BVV ersucht zudem das Bezirksamt statt oder zusätzlich zu der Grundschule auf dem Gelände eine Gemeinschaftsschule zu gründen.
- Kindertagesstätten: Vereinbart ist der Bau von Kindertagesstätten auf dem Gelände. Wo und wie viele Plätze entstehen, ist noch nicht geklärt.
- Grünanlagen: Auf der Westfläche A soll statt der vormals geplanten Grundschule nun eine Grünfläche mit Durchwegung entstehen. Dort soll in unmittelbarer Nähe zum U-Bahnhof auch ein Fahrradparkhaus für 1.000 Fahrräder gebaut werden.
Verkehr
- Autoarmes Wohnquartier: Nach Aussage des Bezirksbürgermeisters Sören Benn auf der Infoveranstaltung am 23.11.2018 soll ein autoarmes Wohnquartier entstehen. Die Mobilität der zukünftigen Bewohnerinnen soll vor allem über Öffentlichen Personennahverkehr sowie über Rad- und Fußverkehr sichergestellt werden.
Dazu soll die Granitzstraße auch in westlicher Richtung mit einem Fußweg und Radverkehrsinfrastruktur versehen werden. - Straßenbahntrasse Pankow<=>Weißensee: Für die geplante Straßenbahntangente zwischen dem S-Bahnhof Pankow und dem Pasedagplatz in Weißensee soll eine entsprechende Trasse entlang der Granitzstraße freigehalten werden.
- Kein Radschnellweg auf dem Gelände: Der Radschnellweg Panketrail endet nach den derzeitigen Planungen am südwestlichen Ende des Geländes (vor der Westfläche A) und wird erst wieder hinter der Autobahnbrücke im Nordosten des Geländes weitergeführt (ggf. schon auf der Ostfläche F). Nach Aussage von Herrn Risken, dem Pankower Amtsleiter der Stadtentwicklungsabteilung, sollen Radfahrerinnen dazwischen entlang der Granitzstraße geführt werden.
Auch eine Brücke für Radfahrende über die Berliner Straße, welche eine niveaufreie Kreuzung eines Radschnellweges gemäß der Empfehlungen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen sicherstellt, ist derzeit nicht geplant. Die Brücke wird zwar auch im Radschnellwege-Endbericht der Potentialanalyse der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (pdf-Seite 21) vorausgesetzt, ihre Realisierungschancen scheinen derzeit aber ebenso gering, wie der Bau einer qualitativ hochwertigen und entsprechend breiten Radinfrastruktur, die den Anforderungen an Radschnellwege genügt.
Quelle: Informationsveranstaltung am 23.11.2018 und Schreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen an den BUND.
- Bahnunterführung: Die Neumannstraße soll über die Granitzstraße hinaus bis zum Bahndamm verlängert werden. Radfahrerinnen und Fußgängerinnen sollen den Nachbarkiez an der Hadlichstraße über eine Unterführung unter der Stettiner Bahn erreichen können.
- Umbau der BVG-Haltestellen: Die Haltestellen für Busse und Straßenbahnen Richtung Breite Straße am S- und U-Bahnhof Pankow sollen verbreitert werden und die Verkehrssicherheit an der Bus- und Straßenbahnhaltestelle am S- und U-Bahnhof Pankow wiederhergestellt werden. Dafür soll mittelfristig die Linksabbiegerspur in die Florastraße aufgehoben werden.
Quelle: BVV-Beschluss und Antwort des Bezirksamtes zur Drucksache VII-1110
Und sonst so?
- (Noch) keine gesicherte Zukunft für die Lokschuppen: Auf der Ostfläche F gibt es schon seit Jahren zwischen dem Investor und dem Bezirk Streit um die Sicherung der Anlagen, den Denkmalschutz und die zukünftige Nutzung. In der Grundsatzvereinbarung wurde das Gebiet daher explizit ausgeklammert.
Auf der Veranstaltung am 23.11.2018 appelierte Investor Krieger an das Land Berlin, den Denkmalschutz des später gebauten und weiter nördlich liegenden Ringlockschuppen und seiner Nebengebäude zu lockern. Nur so könne hier eine tragfähige zukünftige Nutzung gesichert werden.
- Städtebauliche Erhaltungsverordnung für den südlichen angrenzenden Kissingenkiez: Die BVV fordert das Bezirksamt auf, zu prüfen, ob die Voraussetzungen und die Erforderlichkeit für die Festsetzung einer städtebaulichen Erhaltungsverordnung vorliegen. Die Verordneten befürchten, dass mit der Umsetzung der Planungen auf dem Pankower Tor auch der Investitionsdruck im Kissingenkiez steigt. Die Folge könnten Erweiterungsbauten in den Höfen oder Aufstockungen auf den bestehenden Gebäuden sein. Somit ginge der architektonische und städtebauliche Charakter des Kiezes verloren. Um das zu Verhindern, soll nun geprüft werden, ob der Kissingenkiez durch eine städtebauliche Erhaltungsverordnung geschützt werden könnte.
- Ein Hochhaus auf dem Möbelmarkt: Die Pankower Grünen schlagen ein Hotel-Hochhaus über dem geplanten Möbelmarkt vor. Auch das Gelände der Lokschuppen könnte kommerziell genutzt werden, bpsw. durch ein großes Fahrradhaus.
- Kreuzkröten: Auf dem Gelände hat die letzte Population von Kreuzkröten ihren Lebensraum. Durch das Gastspiel eines Zirkus sind Kröten mutmaßlich zu Tode gekommen und die weitere Nutzung durch den Zirkus wurde untersagt.
Wie geht’s jetzt weiter?
- Bürgerinnenbeteiligung: Geplant ist eine umfangreiche Bürgerinnenbeteiligung.
Startschuss war mit Beginn der Informationsveranstaltung am 23.11.2018, bei der bereits auf Stellwänden Kommentare und Anregungen zu den vier Themenbereichen Wohnen, Grün, Verkehr und Einzelhandel gepinnt werden konnten.
Zeitgleich wurde auf der Projektseite eine Beteiligungsplattform freigeschaltet auf der bis zum 23.12.2018 Vorschläge, Bewertungen und Kommentare abgegeben werden können.
Alle Kommentare werden danach gesammelt, zusammengefasst und aufbereitet und sollen im Frühjahr 2019 u.a. mittels eines mobilen Dialogkiosks zur nochmaligen Bewertung und Diskussion gestellt werden. Ein Prototyp dieses Kommunikationsbüros nahm vor dem Eingang zur Informationsveranstaltung bereits seine Arbeit auf.
Im Anschluss an die Kieztour soll es eine Bürgerinnenwerkstatt geben, aus der dann ein Empfehlungspapier entsteht. Zeitgleich sollen noch die Verkehrsgutachten und die Ergebnisse auf Lärmschutzuntersuchung für die geplante Bebauung entlang der Bahn, der Granitzstraße und der Prenzlauer Promenade vorliegen.
Immer Sommer 2019 soll dann eine Jury, bestehend aus dem Investor, dem Bezirk, Senat sowie gewählten oder bestellten Sach- und Fachpreisrichterinnen, den Siegerentwurf küren. Dieser soll dann auf einer Bürgerinnenveranstaltung im Sommer 2019 öffentlich vorgestellt werden. - Flächennutzungsplanänderung und Aufstellung Bebauungsplan: Nach der Festlegung des Siegerentwurfs soll das 2016 von der Senatsstadtentwicklungsverwaltung gestartete Flächennutzungsplanänderungsverfahren (FNP) zum Abschluss gebracht werden. Derzeit sind die Flächen des Geländes noch als Bahnfläche gewidmet. Die Stadtentwicklungssenatorin Lompscher erklärte dazu auf der Veranstaltung am 23.11.2018, dass hier viele Schritte bereits erledigt wären und “nur noch” die öffentliche Auslegung der Änderung und der Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses herbei geführt werden müsse.
Zeitgleich soll der Bezirk Pankow mit dem Bebauungsplanverfahren (B-Plan) starten, welches – so sieht es der derzeitige Zeitplan vor – im Sommer 2021 zum Abschluss kommen soll. - Baubeginn 2021: Nach Aussage vom Investor Krieger auf der Informationsveranstaltung am 23.11.2018 sollen sich – wenn alles glatt läuft – bereits 2021 über 20 Kräne auf dem Gelände drehen. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von 2 Jahren.
Sehr informativer Artikel, danke! Die Sache mit dem Panketrail müssen wir unbedingt weiterverfolgen.